Pilze
Aus der Speisekammer der Natur
Pilze gehören zu den ersten Organismen, die die urzeitlichen Landmassen besiedelten. Die ältesten bisher bekannten Fossilien eines Pilzes sind 715 bis 810 Millionen Jahre alt. Pilze könnten im Zusammenspiel mit Algen eine wichtige Rolle bei der ersten Besiedlung von Landflächen gespielt haben, denn die ersten echten Landpflanzen entwickelten sich erst vor rund 500 Millionen Jahren.
Gemeinsam stark
Die stillen Pilze räumen den Wald auf. Sie besitzen Enzyme, die organisches Material abbauen, um an Kohlenhydrate zu gelangen. Ca. 70 Prozent der Pilze profitieren von einer Lebensgemeinschaft mit Bäumen. Mit dem weit verzweigten Pilzgeflecht, dem Mycel, nehmen die Pilze auch noch kleinste Mengen an Nährstoffen und Wasser aus tiefen Bodenschichten auf und stellen sie dem Baum zur Verfügung. Der Baum versorgt den Pilz dafür mit Produkten aus der Photosynthese, zum Beispiel Zucker. Pilze geben der Pflanze Mineralien und vor allem Phosphat zurück. Diese Symbiose, Mykorrhiza genannt, ist auch wichtig für die Kommunikation: Über die unterirdischen Pilzfäden, die sich über viele Quadratkilometer hinweg erstrecken können, stehen die Pflanzen miteinander in Verbindung und warnen sich gegenseitig, beispielsweise vor Schädlingen.
Pilze und der Klimawandel
Erst allmählich werden die Wirkungen des Zusammenspiels von Bäumen und Pilzen für die Umwelt erforscht: Schätzungen zufolge können Wurzelpilze pro Jahr mehr als 13 Milliarden Tonnen CO2 aufnehmen. Das entspricht mehr als einem Drittel der jährlichen Treibhausgas-Emissionen aus fossilen Brennstoffen weltweit. Mit den Bäumen sterben die Pilze. Außerdem findet durch die Klimaveränderungen ein allmählicher Wandel im Pilzbestand statt. So wanderte aus Nordamerika die sogenannte Falsche Rotkappe ein, ein fester Pilz mit großer Ähnlichkeit zur hierzulande bekannten Rotkappe, der noch nicht sicher als essbar eingestuft wurde. Ein anderes Beispiel ist der Tintenfischpilz, der aus Tasmanien und Australien eingewandert ist. Er bildet einen knallroten Fruchtkörper aus, der aussieht wie ein Seestern. Diese Art ist inzwischen großflächig in Europa verbreitet. Der Wiesenchampignon verschwindet bei überdüngten Böden. Teils giftige Champignonarten, die mit dem Nährstoffüberschuss sehr gut zurechtkommen, nehmen seinen Platz ein. Wo der Ockerbraune Trichterling, ein heimischer Speisepilz, gedieh, breitet sich der Parfümierte Trichterling aus, der aus südlichen Ländern stammt. Er riecht anders als der Ockerbraune Trichterling und ist sehr giftig. Beim Pilze-Sammeln gilt also heute umso mehr: genau hinsehen, riechen und im Zweifel nachfragen.
Sind Pilze Pflanzen oder Tiere?
Einige Eigenschaften ihrer Zellen sindn typisch für Pflanzen. Doch anders als bei diesen sind die Zellwände der Pilze nicht aus Cellulose, sondern aus Chitin, aus dem die Zellwände der meisten Insekten bestehen. Außerdem besitzen Pilze kein Chlorophyll, können also nicht wie Pflanzen aus Licht und Kohlendioxid Zucker herstellen. Mittlerweile gelten Pilze als eigenes Reich der Lebewesen.