Die Rosskastanie
mehr als Bastelmaterial und Viehfutter
Im Frühling erfreut sie uns mit ihren leuchtenden Blütenkerzen, im Sommer breitet sie schattenspendend ihre Äste über uns aus und im September wirft sie ihre glänzenden Früchte ab und läutet den Herbst ein – die Rosskastanie ist einer der markantesten und beliebtesten Bäume, die unser natürliches Umfeld als Alleebäume, Parkbepflanzungen und stolze Solitäre in der Landschaft bereichern. Im 16. Jahrhundert kamen Rosskastanien aus Kleinasien und dem Balkan nach Mitteleuropa.
Die Herkunft ihres Namens ist nicht eindeutig geklärt. Einerseits waren unsere Vorfahren wohl überzeugt, dass die orientalischen Händler damit ihre Pferde fütterten und dabei Heilkräfte nutzten. So wurden Rosskastanien als Mittel gegen Pferdehusten eingesetzt. Andere Deutungen verweisen darauf, dass das alte Wort „ross“ mit der Bedeutung „falsch“ den Unterschied zur „echten“ Esskastanie ausdrückte. Die Rosskastanie gehört zu den Seifenbaumgewächsen, da sie Saponine enthält, Stoffe, die, sich u. a. zur Seifenherstellung eignen. Saponin (auch als Aescin bezeichnet) hat darüber hinaus eine abschwellende und gefäßstärkende Wirkung und wird auch als Basis für die Herstellung von Medikamenten gegen Gefäßerkrankungen verwendet.
Die Rosskastanie als Heilpflanze
In der Volksheilkunde kamen alle Teile des Baumes zum Einsatz: Blätter, Blüten, Samen, Rinde und das Öl aus den Samen. Das Öl dient zur Herstellung von Seifen und als Schmiermittel. Die Blätter enthalten verschiedene Saponine und die Cumarine Aesculin und Aesculetin. Sie wurden in der Volksheilkunde bei Krampfadern, Venenentzündungen und Hämorrhoiden verwendet. Auch die Rinde und die Blüten enthalten u.a. Aesculin, Aesculetin und verschiedene Gerbstoffe. Sie wurden daher bei der Wundbehandlung und zur Blutungsstillung eingesetzt.
Biologische Reinigungsmittel
Beliebt sind die runden, handschmeichelnden Samen der Rosskastanie, landläufig Kastanien genannt, als Sto für herbstliche Bastelarbeiten mit den Kindern. Man kann daraus aber auch eine Reihe nützlicher Haushaltshelfer herstellen.
Hier gibt es einige Beispiele:
Shampoo:
Man benötigt für 350 ml Shampoo 20 Rosskastanien, 750 ml Wasser, 1 kleinen Apfel mit Kernen. 4 gestrichene EL Speisestärke. Kochtopf, Sieb, Geschirrtuch und kleine Gläser. So geht’s: Kastanien waschen und in Stücke schneiden, zusammen mit Wasser und Apfel in den Topf geben und 25 Min. zugedeckt köcheln lassen. Den Sud über dem Tuch abgießen und das Tuch auspressen. Die Speisestärke hinzufügen und verrühren, noch einmal au ochen. Abfüllen. Das Shampoo wirkt antibakteriell und lindernd bei Entzündungen. Es hält eine Woche im Kühlschrank, kann jedoch länger haltbar gemacht werden, wenn die Flüssigkeit in sterilisierten, fest verschlossenen Schraubgläsern bei 100 °C im Backofen 20 Min. erhitzt wird.
Waschmittel:
Fünf bis acht Kastanien waschen und vierteln, in 300 ml Wasser zum Kochen bringen und bei geringer Hitze 15 Min. köcheln. Abkühlen lassen. Flüssigkeit durch ein Sieb in ein Glas füllen. Am besten für Buntwäsche verwenden. Für weiße Wäsche die Kastanien schälen und nur die helle Nuss verwenden.
Gesichtsmaske:
Einige Kastanien in einem Mörser zu Pulver zerkleinern. Mit etwas abgekochtem Wasser mischen. Die dick üssige Masse auf das Gesicht au ragen, 10 Min. einwirken lassen und lauwarm abwaschen. Eine gute Hautpflege für fettende Haut.
Duschgel:
Fünf Kastanien in einem Mörser zu feinem Pulver zerkleinern, mit 300 ml Wasser mischen, einen Apfel reiben und 10 Min. leicht köcheln. Durch ein Tuch in eine Schüssel abseihen und das Tuch ausdrücken. Die gewonnene Flüssigkeit mit 1-2 EL Leinsamen mischen, noch einmal aufkochen lassen und solange einkochen, bis die Flüssigkeit zäh wie Eiweiß ist. Alles durch ein Sieb geben. Das Gel hilft bei Entzündungen, Pickeln und Ekzemen.